Stell dich nicht so an. Stell dich auf ein Bein.
Wenn Kinder beim Zähneputzen auf einem Bein wackeln oder plötzlich Pirouetten vor dem Spiegel drehen, mahnen wir oft: „Jetzt steh doch mal still!“
Eigentlich schade. Denn was sie da tun, ist instinktiv genau richtig.
Auf einem Bein die Balance halten ist nämlich keine Spielerei, sondern Training für den Gleichgewichtssinn, für Koordination, Körperspannung und sogar für das Gehirn.
Und je älter wir werden, desto wichtiger wird genau das. Denn Gleichgewicht ist keine Selbstverständlichkeit. Wer es nicht übt, verliert es mit der Zeit. Und wer es verliert, stürzt leichter.
Zum Glück braucht es keinen Kurs, kein Gerät und keine extra Zeit. Alles, was du tun musst: Stell dich beim Zähneputzen einfach auf ein Bein.
Nicht wippen, nicht hüpfen, nichts weiter tun. Nur ruhig da stehen, während du deine Zähne putzt. 30 Sekunden pro Seite reichen am Anfang völlig aus. Und wenn es anfangs wackelt: wunderbar! Das ist Training.
Wenn man das jeden Tag macht, wird es bald leichter werden. Du kannst dann versuchen, dabei die Augen zu schließen, oder mit dem freien Bein diverse Bewegungen zu machen, ohne dich irgendwo abzustützen.
Das Bein nach vorne hochheben, nach hinten, zur Seite, das Knie anheben oder das ganze Bein, ganz wie du willst. Sei einfach nochmal Kind. Probier dich aus. Das trainiert nicht nur den Gleichgewichtssinn, sondern auch die Tiefenmuskulatur, die Reaktion und die Standfestigkeit. Ganz nebenbei. Täglich. Routinemäßig.
Wenn dir das alles irgendwann zu einfach wird, kannst du mit einem Therapiekreisel oder Balance-Board die Schwierigkeit erhöhen. Wenn du willst.
Zähneputzen musst du sowieso, warum also nicht doppelt davon profitieren?
Und das Beste: Du darfst endlich wackeln vorm Spiegel, so wie früher. Vielleicht schließt sich damit sogar ein kleiner Kreis. Die Kinder wussten eben schon immer, wie’s geht.
