Knieschmerzen und Sport – wann Sport hilft und wann er schadet

Knieschmerzen sind häufig. Sport hilft vorbeugend, ist aber manchmal auch die Ursache für akute Knieverletzungen. Wie man das richtige Maß findet.
Knieschmerzen: Eine Sportlerin hält ihr Knie mit beiden Händen, weil sie dort Schmerzen hat
Astrid Kurbjuweit
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10 Minuten
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Knieverletzungen und Knieschmerzen kommen im Sport recht häufig vor. Ob es Überlastung oder eine Verletzung ist, weiß man als Laie nicht immer.

Die Behandlung richtet sich danach, was genau passiert ist. Und weil man das selbst oft nicht weiß, muss man mit Knieschmerzen und Knieverletzungen meistens zum Arzt.

Auf der anderen Seite ist Sport die beste Prävention, wenn man Knieprobleme vermeiden möchte. Hier geht es darum, wie man das richtige Maß findet, und was man tun kann, wenn es mal schief gegangen ist.

Aufbau des menschlichen Knies

Das menschliche Knie ist ein komplexes Gelenk, das aus verschiedenen Strukturen besteht, die zusammenarbeiten, um Bewegung und Stabilität zu gewährleisten. Jede dieser Strukturen kann die Ursache für Schmerzen, Verschleiß und Verletzungen sein.

Wenn man zumindest im Prinzip verstanden hat, wie das Knie funktioniert, kann man seine Schmerzen und Beschwerden oft schon besser einordnen.

Deshalb kommt hier eine vereinfachte Beschreibung der Struktur und Funktionsweise des menschlichen Knies. Die vollständige Darstellung der Anatomie des Knies würde allerdings den Rahmen sprengen.

Das Knie besteht im Wesentlichen aus Knochen, Knorpel, Bändern, Muskeln und Sehnen. Dazu kommen noch Schleimbeutel. Jede Struktur hat ihre eigene Funktion, die zusammen für die Beweglichkeit und Belastbarkeit des Knies sorgen.

Knochen:

Das Knie besteht aus Oberschenkelknochen (Femur), Schienbein (Tibia) und Kniescheibe (Patella).

Knorpel:

Im Knie gibt es die Menisken (Innenmeniskus und Außenmeniskus) und den Hyalinen Gelenkknorpel.

Die Menisken befinden sich zwischen Oberschenkelknochen und Schienbein. Sie sorgen für Stabilität und gleichmäßige Druckverteilung im Gelenk.

Der Gelenkknorpel überzieht die Enden von Oberschenkelknochen und Schienbein und reduziert dadurch Reibung. Er ist fest mit dem Knochen verbunden.

Bänder:

Im Inneren des Knies verlaufen die Kreuzbänder, die tatsächlich kreuzförmig angeordnet sind und vor allem der Stabilisierung des Knies dienen. Sie verhindern, dass sich die Knochen zu weit voneinander entfernen können.

An den Innen- und Außenseiten des Knies gibt es die Seitenbänder, die seitliche Bewegungen des Knies verhindern.

Die Bänder bestehen aus Bindegewebe, sie sind also Faszien.

Muskeln und Sehnen:

Der Oberschenkelmuskel (Quadrizeps) ist der Beinstrecker. Er befindet sich auf der Vorderseite des Oberschenkels, die Kniescheibe ist in seine Sehne eingebettet. Der untere Teil dieser Sehne wird deshalb auch als Patellasehne bezeichnet.

Die Muskeln der Oberschenkelrückseite werden zusammen als Hamstrings bezeichnet. Sie beugen das Knie.

Knochen, Bänder, Muskeln und Sehnen sorgen für die Grundfunktion des Kniegelenks.

Da das Knie das gesamte Körpergewicht tragen muss, treten hier große Kräfte auf, die zu starken Belastungen, zu Reibung und Verschleiß führen können.

Um diese Belastungen zu vermindern, gibt es die Schleimbeutel.

Schleimbeutel (Bursae):

Schleimbeutel sind kleine, mit Flüssigkeit gefüllte „Kissen“, die in und um das Knie verteilt sind. Sie verringern die Reibung zwischen Knochen und Weichgewebe, insbesondere bei Bewegung. Sie haben in gewisser Weise die Funktion von Stoßdämpfern.

Funktionsweise des Kniegelenks:

Alle Teile des Knies werden gebraucht, um Beweglichkeit und Stabilität miteinander zu vereinen.

Die Knochen repräsentieren den Oberschenkel und den Unterschenkel, also die beiden Teile des Beins, die gegeneinander bewegt werden sollen. Die Kniescheibe hat dabei eine Sonderrolle, sie lenkt sozusagen die Sehne um, so dass größere Kräfte übertragen werden können.

Die Muskeln erzeugen die Kraft, mit der das Gelenk bewegt wird, die Sehnen übertragen die Kraft auf den Knochen.

Die Menisken und Gelenkknorpel verhindern, dass die Knochen direkt aneinander reiben.

Die Bänder stabilisieren das Gelenk und verhindern damit Bewegungen, die nicht vorgesehen sind und zu Verletzungen führen könnten.

Die Schleimbeutel verringern Reibung und sorgen dadurch für leichte, mühelose Bewegung.

Insgesamt ist das Kniegelenk also ein kleines Kunstwerk, das perfekt für seine Aufgabe konstruiert ist.

Trotzdem kann jede der beteiligten Strukturen Verschleiß unterworfen sein, kann Verletzungen erleiden oder auch sonstige, unklare Knieschmerzen verursachen.

Knieschmerzen, Knieverletzungen, Knieverschleiß: Was ist das Problem?

Das Knie ist gebaut für Bewegung. Dabei kann sowohl zu wenig Bewegung für Beschwerden sorgen als auch zu viel davon.

Zu starke Belastungen, zum Beispiel durch Sprünge oder hohes Körpergewicht, aber auch plötzliche Gewalteinwirkung durch Unfälle oder Ähnliches kann zu Knieverletzungen, Gelenkverschleiß und Knieschmerzen führen.

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Wenn das Knie also schmerzt, gibt es eine lange Liste an Möglichkeiten, woran das liegen kann.

Grob kann man unterscheiden zwischen:

  • allgemeinem Gelenkverschleiß
  • akuter Überlastung
  • Knieverletzungen

Gelenkverschleiß (Arthrose)

Die Gonarthrose (Arthrose im Knie) ist die häufigste Erkrankung des Knies.

Wenn das Knie morgens steif ist, erst nach einer Weile wieder richtig beweglich wird und unabhängig von Bewegung oder Belastung schmerzt, dann ist eine Arthrose sehr wahrscheinlich.

Bei der Arthrose sind die Gelenkknorpel abgenutzt, erfüllen ihre Aufgabe also nicht mehr so richtig. Je älter man wird, umso wahrscheinlicher ist es, dass es einen irgendwann erwischt.

Schonung ist nicht die richtige Behandlung. Bewegung sorgt dafür, dass der Knorpel gut mit Nährstoffen versorgt wird, dass Schadstoffe abtransportiert werden. Spätestens beim Auftreten von Komplikationen wie Entzündungen wird ein Arztbesuch allerdings unvermeidbar.

Die Knieschmerzen bei Arthrose sind im Allgemeinen chronisch. Wenn man sie mal hat, dann kann man sie lindern, aber wirklich los wird man sie nicht mehr.

Akute Überlastungsschmerzen im Knie

Wenn das Knie nach anstrengendem Workout, nach ungewohntem Training oder allgemein nach starker Belastung schmerzt, dann liegt meistens eine Überlastung vor.

Die Überlastung und die Arthrose schließen sich nicht aus. Im Gegenteil tritt die Überlastung öfter auf, wenn eine Arthrose vorliegt. Aber mit genügend Ehrgeiz kann es jeder schaffen, seine Knie zu überlasten.

Die Strukturen im Knie sind für eine bestimmte Belastung ausgelegt. Durch Training kann man die maximale Belastung, die das Knie aushält, erhöhen, aber es gibt natürliche Grenzen.

Wenn es mal passiert ist, dass nach dem Training oder Wettkampf die Knieschmerzen nicht zu ignorieren sind, dann hilft meistens eine Trainingspause, bis die Schmerzen weg sind.

Wenn man danach langsam wieder ins Training einsteigt und sich vernünftig nach und nach steigert, können weitere Überlastungen meistens vermieden werden. Und gleichzeitig das Knie gestärkt werden, so dass es in Zukunft mehr aushält.

Die Knieschmerzen können dabei überall im Knie auftreten, je nachdem, welche Struktur akut überlastet ist. Wer genau wissen möchte, was genau das Problem ist, muss sich einem Orthopäden vorstellen.

Auch stechende Schmerzen können durch Überlastung ausgelöst werden. Dabei handelt es sich dann meistens um eine Schleimbeutelentzündung.

Spätestens wenn das Knie warm wird, anschwillt und rot wird, sollte man zum Arzt gehen.

Das gleiche gilt, wenn die Knieschmerzen nach Überlastung nicht innerhalb von ein paar Tagen verschwinden oder wenn sie sehr stark oder unerträglich sind.

In keinem Fall sollte man mit den Knieschmerzen weiter trainieren.

Knieverletzungen

Überlastung erhöht das Risiko für Unfälle, die dann zu akuten Knieverletzungen führen können.

Aber Unfälle, Stürze oder Sportverletzungen können auch ohne vorhergehende Überlastung auftreten, vor allem in Sportarten mit Ballkontakt oder Kontakt zu gegnerischen Spielern.

Bei akuter Knieverletzung ist das Training, das Spiel oder der Wettkampf erst mal zuende.

Meistens treten ohnehin starke Knieschmerzen auf, so dass die Erkenntnis, dass jetzt zunächst Pause angesagt ist, meistens ganz von alleine kommt.

Umgang mit akuten Knieverletzungen (Die PECH-Regel)

Bei akuter Sportverletzung am Knie mit meist starken Knieschmerzen gilt als erstes die PECH-Regel.

Durch die Anwendung dieser Regel kann man die Knieschmerzen lindern, und man kann die Auswirkungen der Verletzung auf das Minimum reduzieren. Wenn man dagegen nichts tut, wird es meistens schlimmer als nötig.

PECH ist eine Abkürzung für

Pause

Eis (also kühlen)

Compression (also fester Verband oder Kompressionsbandage)

Hochlagern

Die Pause ergibt sich meistens von alleine. Weiterhumpeln ist jedenfalls kontraproduktiv.

Eis, also Kühlen der verletzten Stelle vermindert Schwellungen, die zu zusätzlichen Schmerzen führen würden.

Der Kompressionsverband stabilisiert das nach der Verletzung instabile Gelenk und vermindert ebenfalls die Bildung von Ergüssen und Schwellungen.

Hochlagern führt dazu, dass weniger Blut in das verletzte Gelenk fließt, so dass ebenfalls Schwellungen und Ergüsse vermindert werden.

Die Anwendung dieser Regel ist bei fast allen Sportverletzungen am Knie sinnvoll, außer bei offenen Wunden oder Knochenbrüchen. Mit der Frage, was genau denn nun verletzt ist, kann man sich dann später beschäftigen.

Arten von Knieverletzungen

Jede Struktur im Knie kann verletzt werden. Die Schwere der Verletzungen kann dabei stark variieren.

Im Moment der Verletzung weiß man im Allgemeinen sofort, dass man eine Verletzung hat, aber meistens noch nicht, welche oder wie schwer sie ist.

Mögliche Verletzungen sind dabei

  • Prellung mit Bluterguss
  • Bänderdehnung
  • Bänderriss (Kreuzbandriss, Außenbandriss, Innenbandriss)
  • Meniskusriss
  • Muskelzerrung
  • Muskelfaserriss, Muskelriss
  • Verrenkung, Verstauchung
  • weitere Verletzungen, die vom Arzt diagnostiziert werden können

Nach Anwendung der PECH-Regel ist ein Arztbesuch in den meisten Fällen notwendig, da die Behandlung von der Art der Verletzung abhängt und man selbst meistens nicht weiß, was es genau ist.

Behandlung von Knieverletzungen

Die Behandlung von Knieverletzungen richtet sich immer danach, was genau verletzt ist. Sie wird also meistens vom Arzt festgelegt.

Eine Trainingspause bis zur Ausheilung ist aber immer Bestandteil der Behandlung. Sonstige Maßnahmen können von Abwarten bis zu Operation reichen, je nachdem, was verletzt ist und wie schwerwiegend die Verletzung ist.

Während des Heilungsprozesses ist mit Schmerzen zu rechnen. Erst nach Erreichen von Schmerzfreiheit darf das Training wieder vorsichtig aufgenommen werden.

Die vorübergehende Einnahme von Schmerzmitteln ist in vielen Fällen sinnvoll.

In manchen Fällen ist eine weitergehende Rehabilitation erforderlich. Spezielle Kräftigungs- und Stabilisierungsübungen können helfen, weitere Verletzungen unwahrscheinlicher zu machen.

Vermeiden von Knieschmerzen und Knieverletzungen: Die Rolle des Sports

Um Sportverletzungen zu erleiden, muss man Sport treiben. Wer das nicht tut, vermeidet also Knieprobleme? Das ist keineswegs der Fall.

Akute Knieverletzungen und Knieüberlastungen treten tatsächlich häufiger auf, wenn man Sport macht. Aber Sport und Bewegung sind absolut notwendig, wenn die Funktion des Kniegelenks über die Jahre erhalten bleiben soll.

Denn viele Strukturen im Knie, wie die Knorpel, Bänder und Sehnen, sind nicht oder nur schlecht durchblutet. Sie werden durch abwechselnde Belastung und Entlastung versorgt. Also durch Bewegung.

Wenn die Bewegung nicht stattfindet, degenerieren die Strukturen. Das führt zu Knieschmerzen und kann zu vorzeitiger Arthrose führen.

Ob man Knieverletzungen erleidet, hängt auch vom Trainingszustand ab. Gut trainierte Muskeln rund ums Gelenk bringen auch starke Bänder und Sehnen mit sich, die das Knie stabilisieren. Das macht Verletzungen im Alltag sehr unwahrscheinlich.

Die Häufigkeit und Art von Knieverletzungen hängt auch stark von der Sportart ab. Wer Rugby oder Eishockey spielt, muss mit allen möglichen Verletzungen rechnen. Auch mit Knieverletzungen.

Wer dagegen Walking oder Nordic Walking betreibt, ist vor akuten Knieverletzungen ziemlich sicher. Während gleichzeitig die Stärkung der Muskeln rund ums Knie und die Versorgung der Strukturen im Knie optimal gefördert werden.

Diese Sportarten sind also, wie auch Radfahren oder Schwimmen, ziemlich gut geeignet, um Knieschmerzen und allgemein Knieproblemen vorzubeugen und die Entwicklung einer Arthrose ins hohe Alter zu verschieben.

Joggen oder Laufen wird dagegen häufig mit Überlastungen im Knie (oder anderen Gelenken) in Verbindung gebracht. Der Teufel liegt hier aber im Detail.

Wer auf Laufschuhe setzt, die zur eigenen Fußstellung passen, macht Überlastungen, auch der Knie, unwahrscheinlicher. Wer ein moderates Trainingsprogramm anwendet und sich nur nach und nach steigert, verbessert auch die Belastbarkeit seiner Knie.

Und nicht zuletzt reduziert ein niedriges Körpergewicht die Belastung der Knie. Allerdings ist Abnehmen kein Allheilmittel, auch leichtgewichtige Läufer können Knieprobleme bekommen.

Andere Maßnahmen gegen Knieschmerzen

Knieprobleme sind häufig und nehmen mit dem Alter zu. Die Behandlung vor allem chronischer Knieschmerzen ist oft nicht ganz einfach.

Bewegung hilft, Leistungssport eher nicht. Physiotherapie kann die optimale Bewegung zeigen.

Entzündungshemmende und schmerzlindernde Medikamente, die es auch als Salbe gibt, helfen oft, auch wenn sie nicht heilen.

Gewichtsreduktion kann das Knie entlasten. Ein Allheilmittel ist das aber nicht.

Weitere Behandlungen können vom Arzt verschrieben werden.

Daneben gibt es aber auch einen großen Markt an vermeintlichen Wundermitteln. Die dann bei genauer Betrachtung doch nicht helfen. Bevor man viel Geld ausgibt, sollte man sich also genau informieren, nicht nur beim Hersteller oder Verkäufer.

Bewegung und moderater Sport führen dagegen fast immer zu einer Verbesserung, zur Linderung der Beschwerden.

Allerdings ist Arthrose nicht heilbar. Ihr Fortschreiten kann aber verlangsamt, Schmerzen können reduziert werden.

Fazit

Das menschliche Knie ist ein kompliziertes Gebilde. Verletzungen, Überlastungen, Verschleiß sind möglich.

Moderater Sport ist das beste Mittel, um Knieschmerzen jeder Art zu vermeiden. Zu viel oder auch verletzungsträchtiger Sport kann dagegen die Ursache für Knieverletzungen und Knieschmerzen sein.

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