WADA - die Welt-Anti-Doping-Agentur, auch für Fitnesssportler relevant
Astrid Kurbjuweit
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11 Minuten
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Doping im Fitnesssport. Gibt es das wirklich, und vor allem, warum? Wer tut sich das an? Die gravierenden gesundheitlichen Risiken sind ja bekannt. Und das für einen Sport, der zum Spaß betrieben wird. Vielleicht sogar aus Gesundheitsgründen.

Dieser Artikel ist der Versuch einer Antwort. Er versucht zu verstehen, nicht zu rechtfertigen. Es geht hier nicht um die Wirkungen spezifischer Substanzen, sondern um das grundlegende Problem dahinter.

Doping im Leistungssport

Im Leistungssport wird gedopt. Das ist schlicht Fakt und längst unumstritten. Es wird vor allem als Fairnessproblem gesehen, weil gedopte Athlet:innen eben die bessere Leistung erbringen können.

Die WADA, die Welt-Anti-Doping-Agentur, führt eine lange Liste mit verbotenen Substanzen und Methoden. Wer an Wettkämpfen teilnehmen möchte, darf diese Substanzen und Methoden nicht anwenden. Die Einhaltung wird, zumindest im Prinzip, überprüft.

In der Praxis ist es ein Wettstreit. Immer neue Methoden und Substanzen werden ausprobiert, der Gebrauch wird immer effektiver verschleiert. Die WADA kommt mit dem Testen, und erst recht mit dem Überführen der Dopingsünder, nicht wirklich hinterher.

Im internationalen Profisport ist das Motiv für die Anwendung der Dopingmittel klar. Es ist zwar verboten, aber der Vorteil, den es verschafft, ist unermesslich wichtig. In manchen Sportarten ist es längst umgekehrt. Wer nicht dopt, hat keine Chance. Wer mitmischen will, muss eben auch dopen. Es gibt viel zu gewinnen und viel zu verlieren.

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Zuletzt aktualisiert am 5. Dezember 2024 um 14:15 . Wir weisen darauf hin, dass sich hier angezeigte Preise inzwischen geändert haben können. Alle Angaben ohne Gewähr.

Und die gesundheitlichen Risiken werden zumindest minimiert. Ärzt:innen begleiten die Athlet:innen auf Schritt und Tritt. Sorgfältig ausgewählte Mittel werden optimal dosiert und die Wirkungen und Nebenwirkungen ständig überprüft. Wenn etwas schief läuft, ist zumindest eine Ärzt:in in der Nähe.

Doping im Fitness- und Freizeitsport

Bei Fitness- und Freizeitsportler:innen läuft das alles etwas anders ab. Zum einen haben sie, falls sie überhaupt Wettkämpfe bestreiten, nicht viel zu verlieren. Es geht nur um den Sieg, oder eben um das Verlieren, als solches. Es passiert nichts weiter, wenn jemand anderes gewinnt.

Im Freizeit- und Fitnesssport, in dem zumindest eigentlich nicht die Leistung, sondern die Gesundheit im Vordergrund stehen sollte, wird auch gedopt, allerdings resultiert eine andere Problematik.

Doping im Fitnesssport - schöne Hoffnungen, echte Probleme

Doping im Fitnesssport – schöne Hoffnungen, echte Probleme
Foto: IRA_EVVA

Wo keine Wettkämpfe bestritten werden, fällt das Fairnessproblem weg. Dafür treten Überlegungen zur individuellen Gesundheit des Sportlers, die ja letzten Endes auch ein gesellschaftliches Problem ist, in den Vordergrund.

Nicht zuletzt werden immer wieder Substanzen verwendet, bei denen es sich um verschreibungspflichtige Medikamente oder verbotene Drogen handelt.

Fitnesstraining, Gesundheit und Doping

Eigentlich ist es absurd. Es ist unumstritten, dass Doping die Gesundheit mindestens nicht fördert. Und trotzdem findet es statt, bevorzugt in den „Tempeln“ des Gesundheitssports, in den Fitnessstudios.

Doping im Fitness- und Freizeitsport zeigt auf, dass es in Wirklichkeit nicht um die Gesundheit geht, sondern eben auch wieder um Leistung. Der größte Muskelaufbau, der radikalste Fettabbau, die perfekte sportliche Figur, das sind die Leistungen, um die es geht.

Gegenüber diesen Zielen tritt die Gesundheit, die durch den athletischen Körper eigentlich repräsentiert werden soll, in den Hintergrund.


Dabei wäre es Unsinn, den einzelnen dopenden Freizeitsportler:innen die alleinige Verantwortung für ihr Tun zuzusprechen. Zu sehr ist unsere Gesellschaft vom Leistungsmotiv durchdrungen, zu sehr wird Leistung zum Wert an sich.

Das gilt in allen Lebensbereichen, auch in der Freizeit, auch in der Gesundheitsförderung. Wenn selbst Lebensbereiche wie Wellness und Entspannung vom Leistungsmotiv dominiert werden, dann verwundert es nicht, dass der Sport davon nicht ausgenommen ist.

Doping im Fitnesssport: Risiken und Nebenwirkungen

Es erscheint zwar anders, aber Freizeit- und Fitnesssportler:innen haben ein höheres Risiko, durch Doping zu Schaden zu kommen als Leistungssportler:innen.

Zwar können sie anders als Leistungssportler:innen nicht durch die Dopingkontrolle erwischt werden, aber das wichtigere Risiko, die Gesundheitsgefährdung, ist viel höher.

Vergessen wird auch oft, dass man sich mit dem Besitz verbotener Substanzen auch strafbar machen kann.

Risiken und Nebenwirkungen im Leistungssport

Leistungssportler:innen werden im Allgemeinen engmasching medizinisch überwacht. Wenn sie dopen, dann doch aller Wahrscheinlichkeit nach mit Wissen ihrer Betreuer:innen und vor allem auch ihrer Ärzt:innen.

Dadurch können Gesundheitsgefährdungen zwar nicht ausgeschlossen werden, aber es ist zumindest davon auszugehen, dass keine überflüssigen Präparate eingenommen werden.

Die Profis werden darauf achten, dass sinnvolle Dosierungen verwendet werden, dass keine verunreinigten Präparate verwendet werden, dass falsche Dosierungen, Unverträglichkeiten, unerwartete Neben- und Wechselwirkungen früh erkannt werden.

Risiken und Nebenwirkungen für Fitnesssportler:innen

Demgegenüber sind Fitnesssportler:innen auf ihre Intuition angewiesen. Wenn sie nicht gerade zufällig selbst Medizin studiert haben, dann suchen sie ihre Dopingsubstanz oft nach dem Prinzip Versuch und Irrtum aus.

Ihnen bleibt nichts anderes übrig, als nach Faustregeln zu dosieren. Sie können die Wirkung nicht überprüfen.

Sie sind in der Beschaffung auf mehr oder weniger dubiose Quellen angewiesen, so dass die Qualität der verwendeten Präparate nicht überprüft werden kann. Ohnehin fehlt ihnen dafür für gewöhnlich das Fachwissen.

Die Betreuung der dopenden Freizeitsportler:innen erfolgt im Allgemeinen nicht durch medizinisches Fachpersonal, sondern durch Verkäufer:innen, oft in den Fitness-Studios, manchmal auch irgendwo im Internet.

Diese haben ein wirtschaftliches Interesse daran, möglichst viel von genau den Substanzen zu verkaufen, die sie mehr oder weniger zufällig gerade im Angebot haben. Ärztliche Untersuchungen finden in diesem Umfeld natürlich nicht statt. Stattdessen haben die Verkäufer:innen oft besonderes rhetorisches Geschick und die Fähigkeit, überzeugend aufzutreten. Man muss ihnen einfach glauben, und schon ist man hereingefallen.

Viele Dopingmittel sind illegale Substanzen

Wenn Nebenwirkungen auftreten, müssen Fitnesssportler zu ihrem normalen Hausarzt gehen. Dem müssen sie dann sagen, was sie eingenommen haben.

Bei illegalen Substanzen fällt das vielleicht manchmal ein bisschen schwer. Man kann also schnell in wirklich sehr unangenehme Situationen kommen, inklusive einer ganz akuten Gesundheitsgefährdung bis hin zum Tod.

Freizeitsportler:innen stehen mit ihrem Dopingproblem also im Grunde ziemlich alleine da. Da ist es kein Wunder, dass viele Rat in Internetforen suchen. Dort werden sie aber meistens auch nur von anderen Fitness- und Freizeitsportlern beraten werden, die ihre Tipps auch nur vom Hörensagen kennen.

Die eigentliche Lektion, die Fitnesssportler:innen dort lernen können, ist die, dass die anderen es auch tun. Die Versuchung, mehr und andere Mittel auszuprobieren, steigt dadurch natürlich noch weiter an.

Es ist schwer, die Risiken vernünftig einzuschätzen, wenn man kaum bis keine verlässlichen Informationen über die Substanzen hat, die man verwendet. Wenn einem die versprochene Wirkung wirklich wichtig ist, dann neigt man dazu, die Risiken zu vernachlässigen. Das ist menschlich, aber trotzdem nicht sinnvoll.

Doping im Fitnesssport: die Versuchung

Meistens fängt es ganz harmlos an. Fitnesssportler:innen sind mit der Entwicklung ihrer Leistung unzufrieden, das kommt vor. Man möchte mehr, und vor allem in kürzerer Zeit. Ehrgeiz macht ungeduldig, man möchte seine Erfolge jetzt sehen und nicht erst in ein paar Jahren.

Die erste Stufe der versuchten Einflussnahme besteht meistens in Nahrungsergänzungsmitteln. Vitamine, Eiweiß, Kreatin und andere legale Substanzen werden geschluckt, oft in wenig durchdachten Dosierungen und Kombinationen. Da die Wirkung meistens gering ist oder auch ganz ausbleibt, bleibt die Unzufriedenheit der Fitnesssportler:innen erhalten.

Unzufriedenheit und Nahrungsergänzung im Fitnesssport

Schon in diesem Stadium kann es, oft unwissentlich, zu tatsächlichem Doping kommen. Denn viele Präparate stammen aus undurchsichtigen Quellen. Studien haben eine häufige Verunreinigung mit nicht legalen Substanzen festgestellt.

Wenn das Nahrungsergänzungsmittel also tatsächlich eine Wirkung zeigt, so kann das daran liegen, dass Substanzen enthalten sind, die nicht auf dem Etikett stehen.

Grundsätzlich kann man davon ausgehen, dass Nahrungsergänzung nur dann leistungssteigernd wirkt, wenn ein tatsächlich vorhandener Mangel damit ausgeglichen wird. Das ist zwar kein unmöglicher Fall, kommt aber doch eher selten vor.

In den meisten Fällen wird die Nahrungsergänzung die Unzufriedenheit der Trainierenden nicht beseitigen können. Jetzt kommt es darauf an, in welcher Situation sie sich befinden und wie sie ihre Möglichkeiten bewerten.

Ein:e geschickte:r Verkäufer:in mit guter Beobachtungsgabe wird den richtigen Zeitpunkt abpassen, um ihnen „völlig harmlose“, aber hochwirksame Versprechungen zu machen. Aber auch das Vorbild anderer Athlet:innen, die scheinbar eine bessere Trainingswirkung erzielen, kann die Versuchung erhöhen.

Nahrungsergänzung, Doping und Medikamentenmissbrauch

Im Grunde ist es egal, ob die gerade eingenommenen Mittel Wirkung zeigen oder nicht, ob es sich um Nahrungsergänzung, Doping oder Medikamentenmissbrauch handelt, der Wunsch nach mehr wird bleiben.

Denn jedes Mittel beinhaltet das Versprechen, mehr Erfolge sehen zu können als dem eigenen Trainingsaufwand entsprechen. Das ist verlockend, denn viele Ziele lassen sich entweder nur mit jahrelangem Training oder ohne Nachhilfe auch einfach gar nicht erreichen.

Ein gut durchtrainierter Körper ist nicht in sechs Wochen zu formen, und der Körper eines erfolgreichen Bodybuilders ist ohne Nachhilfe überhaupt nicht zu erreichen. Wer trotzdem solche Ziele verfolgt, ist anfällig für die Versuchungen des Dopings und des Medikamentenmissbrauchs.

Gesundheitliche Folgen des Dopings

Welche Neben- und unerwünschten Wirkungen das Doping zeigt, hängt natürlich von den verwendeten Substanzen, den Dosierungen und der Dauer der Anwendung ab.

Grundsätzlich besteht die Möglichkeit gravierender gesundheitlicher Einschränkungen, auch bleibender Schäden bis hin zum Tod. Aber auch Komplikationen wie die Gynäkomastie (Entwicklung einer weiblichen Brust bei Männern) oder die allgemeine Vermännlichung von Frauen sind für gewöhnlich nicht beabsichtigt. Sie können gravierende Folgen auch für die psychische Gesundheit der Betroffenen haben.

Insgesamt zeigt sich, dass die Problematik des Dopings im Freizeit- und Fitnesssport noch viel zuwenig Beachtung findet. Denn selbst dort, wo Gesundheit dransteht, geht es oft nicht wirklich um Gesundheit, sondern um Leistung.

Zu dieser Leistung fühlen sich nicht alle imstande und geraten dann in die Versuchung, nachzuhelfen. Besser wäre eine Reflexion zu der Frage, ob wirklich in allen Lebensbereichen die maximale Leistung erbracht werden muss oder ob es nicht vielleicht auch die Möglichkeit gibt, einfach Sport zu machen, weil es Spaß macht.

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